Die Sache mit dem Krankenhaus

Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich möchte in einem Krankenhaus entbinden. In einem Kreißsaal, umgeben von Hebammen, Ärzten und Pflegepersonal. An einem Ort, an dem sofort gehandelt werden kann, wenn mit mir oder dem Kind irgendetwas nicht in Ordnung sein sollte.
Mir ist bekannt, dass Hausgeburten oder Geburten in Geburtshäusern, nur begleitet von Hebammen, durchaus auch sicher sind und immer mehr Gefallen in der Gesellschaft finden. Aber für mich ist das nichts. Wirklich nicht.

So, jetzt, da das geklärt ist, zu der großen Frage, die mich seit Beginn der Schwangerschaft beschäftigt hat:

Wie wählt man das „richtige“ Krankenhaus für die Entbindung aus?

Es gibt natürlich einige Fragen, die man einem Krankenhaus vorab stellen kann und sollte, zum Beispiel in Bezug auf Zahlen und Fakten:

  • Wie viele Kreißsäle gibt es?
  • Wie viele Hebammen / Ärzte sind gleichzeitig im Dienst, auch nachts und am Wochenende?
  • Wie hoch ist die Kaiserschnittrate?
  • Gibt es eine Kinder-Intensivstation bzw. ist das Krankenhaus ein so genanntes „Perinatalzentrum Level 1“?
  • Falls nicht, gibt es dann Kinder-Intensivmediziner, die im Notfall schnell zur Stelle wären?
  • Welche Möglichkeiten, zu entbinden, gibt es (z. B. Wassergeburt, Geburtshocker, etc.)?
  • Welche Möglichkeiten zur Schmerzlinderung werden angeboten?
  • Falls das einem wichtig ist (mir ist es wichtig): Werden Familienzimmer angeboten und wenn ja, was kostet der Spaß?

Darüber hinaus ist natürlich wichtig, wie weit das Krankenhaus vom Wohnort entfernt ist, falls es doch mal schnell gehen muss (was ja nicht unwahrscheinlich ist). Also, zumindest mir war das wichtig. Natürlich gibt es noch viele weitere Dinge, auf die manch eine Schwangere wert legen kann, das muss jeder für sich selbst wissen. Ich habe z. B. alle Eventualitäten bedacht, die einen geplanten Kaiserschnitt nötig machen könnten, also in medizinischer Hinsicht. Ich persönlich halte nichts davon, einen geplanten Kaiserschnitt „einfach so“ zu machen, ohne medizinische Notwendigkeit. Wir reden dabei schließlich immer noch über eine Operation, einen Eingriff, der mit Risiken verbunden ist. Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen! Von daher war es mir wichtig, bei der Wahl darauf zu achten, dass ich auch da für alles gewappnet bin.

Und, zu guter Letzt, was mir besonders wichtig war: Fühle ich mich in der Klinik wohl? Es ist nicht zu unterschätzen, wie entspannend es wirkt, wenn man sich an einem Ort oder in der Gegenwart von bestimmten Menschen wohl und gut aufgehoben fühlt. Und gerade in der stressigen Geburtssituation sollte man sich meiner Meinung nach in einem Krankenhaus befinden, in dem man sich möglichst wohlfühlt.

In meiner Stadt gibt es vier Entbindungskliniken. Eine davon ist mit dem Auto rund 30 Mniuten entfernt, was diese Klinik eigentlich schon disqualifiziert hat. Trotzdem haben wir an den Kreißsaalführungen und Infoabenden in allen vier Kliniken teilgenommen, einfach, weil ich mir ein ordentliches Bild verschaffen wollte, einen Überblick.
Mein Mann hatte bereits im Vorfeld einen Favoriten, weil er dort geboren wurde, respektierte aber natürlich, dass ich das selbst entscheiden wollte, immerhin liege ich dort mal in den Wehen und so weiter. Ein anderes Krankenhaus kannten wir auch schon, da meine Schwägerin dort entbunden hat und wir hatten so einen kleinen „Erfahrungsbericht“. Natürlich sehr subjektiv, aber gut.

Das „weit entfernte Klinikum“ ist bei der Besichtigung sofort rausgefallen. Ganz einfacher Grund: Die Wochenbett-Station ist in der vierten Etage. Der Kreißsaal auf der ersten Etage und der OP auch, aber am anderen Ende des Krankenhauses. Und dazu gibt es noch nichtmal reine Bettenaufzüge, sondern nur zwei Aufzüge für alle. Das hat mir tatsächlich einfach nicht zugesagt.
Die Klinik, in der meine Schwägerin entbunden hat, ist mit über 2500 Geburten im Jahr (kein Scherz!) die größte Klinik hier in der Gegend. Ein grundsätzlich schönes Haus, nette Leute. Leider konnten wir uns die Kreißsäle nicht ansehen, weil das dort einfach nicht mehr angeboten wird, aufgrund der hohen Zahlen. Das Krankenhaus ist ein Perinatalzentrum Level 1, was sehr gut ist. Allerdings hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass man dort nur eine Nummer, eine von Vielen ist. Stimmt wahrscheinlich nicht, war einfach so ein Bauchgefühl…
Das dritte Krankenhaus ist ein Uniklinikum. Weite Wege, weil es ein riesiges Krankenhaus ist, aber das ist auch fast der einzig negative Punkt. Die Station, die Kreißsäle und die Kinderintensiv ist komplett auf einer Etage (das Krankenhaus ist Perinatalzentrum Level 1). Eine relativ hohe Kaiserschnitt-Rate, was laut eigener Aussage des Personals daran liegt, dass sie auch viele Frühchen ab der 24. Woche haben und diese selbstverständlich per Kaiserschnitt geholt werden müssen.
Das letzte Krankenhaus ist das, in dem auch mein Mann geboren wurde und in dem ich Anfang September mit meiner Blutung lag. Eine schöne Station, nur Zweibett-Zimmer, alle als Familienzimmer möglich. Das Pflegepersonal ist sehr nett und größtenteils kompetent (man hat ja bekanntlich immer solche und solche). Auch die Ärzte empfand ich bereits im September als sehr freundlich. Die Kreißsäle sind vor gut 1 1/2 Jahren renoviert worden und wunderschön. Die Hebammen sind verdammt cool drauf und nett. Ich habe mich sowohl bei meinem Aufenthalt als auch bei der Besichtigung sofort wohl gefühlt. Einziger Minuspunkt: Kinder werden dort erst ab 36 + 0 entbunden, weil das Krankenhaus keine Kinderintensivbetreuung gewährleisten kann. Falls doch mal was passiert oder ein Kind vor der 37. Woche kommt, wird es in das Krankenhaus gebracht, in dem meine Schwägerin entbunden hat. Die beiden Kliniken unterhalten sowas wie eine „Partnerschaft“, was das angeht. Man ist also immer topversorgt.

Da sich bei mir bisher keine größeren Komplikationen abzeichnen, habe ich mich, wie man vielleicht schon herauslesen konnte, für das letzte Krankenhaus entschieden, einfach, weil ich mich dort am wohlsten fühlte. Es werden diverse Methoden der Schmerztherapie angeboten (von Homöopathie über Lachgas bis hin zur PDA) und man kann eine Wassergeburt haben, es gibt einen Geburtshocker, eine Sprossenwand und so weiter und so fort… Kurz: Eine gut ausgestattete Klinik, in der ich mich ja auch schon auskenne.
Sollte es allerdings notwendig sein, vor der 37. Woche zu entbinden, gibt es noch das Uniklinikum. Dieses Krankenhaus ist, von meiner Wohnung aus, das nächste und daher am schnellsten zu erreichen. Deshalb habe ich mich entschieden, mich in beiden Kliniken Anfang des Jahrs anzumelden und dann einfach je nach Schwangerschaftswoche in einem der beiden zu entbinden.

P.S.: Familienzimmer, Wassergeburten und die diversen Mittel zur Schmerzlinderung wurden übrigens überall angeboten. Am Ende scheinen es doch die Kleinigkeiten zu sein, die die Entscheidung für oder gegen eine Klinik ausmachen…

Liebe Grüße! ♥